Ende und Wiederbeginn

Die Überlebenden, zwar ausgehungert aber nach wie vor ihrem Sport verpflichtet, fanden sich allmählich wieder zusammen. Bereits im August 1945 fand auf dem ESV-Platz ein Feldhandballspiel unter Beteiligung einer MTV-Mannschaft statt und das trotz der Besetzung unserer Region durch die Amerikaner. Von nun an aber hatte die amerikanische Militärregierung das Sagen. Mit Kontrollratsgesetz Nr. 23 wurden alle Vereine aufgelöst und damit ihre weitere Tätigkeit verboten. Diese Untätigkeit dauerte aber nicht lange. Auf Initiative des bald nach Kriegsende in Erscheinung getretenen Sportbeauftragten Benno Grandl wurde für einen Großverein unter Zusammenschluss aller Rosenheimer Sportvereine geworben, der auch die Billigung der Militärregierung finden sollte. Am 24.2.1946 war es dann tatsächlich soweit: Unter einer kommissarischen Vorstandschaft wurde der geplante Großverein mit dem Namen "Allgemeiner Sportverein (ASV) Rosenheim" gegründet. Neben dem MTV hatten sich die Freie Turnerschaft, der Turn- und Sportverein 1860 und die Reichsbahn-Sportgemeinschaft zusammengeschlossen. Hierüber wurde in der Rosenheimer Tageszeitung, Ausgabe 2.3.1946, der Aufruf des Zusammenschlusses veröffentlicht:

Diese "Zwangsehe" sollte jedoch nicht von langer Dauer sein. Nachdem der Bayerische Landessportverband als Dachorganisation der sporttreibenden Vereine sich konstituiert und seine Tätigkeit aufgenommen hatte, gingen auf Initiative von Sepp Rothmayer beherzte Mitglieder unverzüglich daran, ihren MTV wieder auf die Beine zu stellen. Als einziger Rosenheimer Sportverein hatte der MTV zu dieser Zeit mit seinem Sommerturn- und Spielplatz am Oberwöhr eigenen Grund und Boden. Klugerweise hatten die damals Verantwortlichen des MTV dem Zusammenschluss im Allgemeinen Sportverein nur unter der' Voraussetzung zugestimmt, ihren Grundbesitz in Oberwöhr nicht übereignen zu müssen. So konnte bei einer im März 1947 einberufenen Versammlung die Wiedergründung des MTV mit folgender Vorstandschaft einmütig und ohne Schwierigkeit beschlossen und gewählt werden.

Erster Vorsitzender: Sepp Seitz
Zweiter Vorsitzender: Sepp Rothmayer
Kassenwart: Maria Simon
Schriftführer: Sepp Kastner
Technischer Leiter: Sepp Oberhuber
Leiter der Faustballabteilung: Sepp Simon

 

Mit einer Pressenotiz im Oberbayerischen Volksblatt, Ausgabe 16. Mai 1947, wurde die Öffentlichkeit entsprechend unterrichtet.

Erste Vorstandschaft des MTV Rosenheim 1885 nach Wiedergründung im März 1947

Josef Seitz 1. Vorsitzender

Josef Rothmayer 2. Vorsitzender

Maria Simon Schatzmeisterin

Josef Oberhuber Techn. Leiter

Josef Kastner Schriftführer

Josef Simon Leiter der Faustballabteilung

Kaum war der Verein wieder gegründet, ging es mit Freude und Eifer an die Arbeit. Das Dach der an die Turneralm angebauten Turnhalle musste abgedichtet, die Dachrinnen erneuert werden. Der gesamte Sommerturn- und Spielplatz, einschließlich der 100-Meter Laufbahn und die Sprunggrube wurden für das erste Nachkriegs-Kinderfest auf Hochglanz gebracht. Mit 2700 Besuchern wurde dieses Kinderfest die bestbesuchteste Veranstaltung des MTV aller Zeiten. Verantwortlich für dieses im Interesse der Kinder organisierte Fest zeichneten der allzu früh verstorbene Franz Englmeier und die heute der Seniorenabteilung angehörende Erna Wallner.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Turnerjugend wurde durch Gemeinschaftsausflüge gefestigt. Eine dieser Wanderungen führte zum Duftbräu, von der das folgende Bild Zeugnis gibt.

Ausflug der Turnerjugend im Frühjahr 1947 zum Duftbräu mit Trommelbegleitung

Wiederaufbau der regionalen Sportorganisation

In den ersten schwierigen Nachkriegsjahren stellten MTV'ler ihre Freizeit auch außerhalb des Vereins für organisatorische Aufgaben zur Verfügung. Auf Veranlassung des damaligen Landrats Pangraz Habruner übernahm Otto Wimbauer als Nachfolger für den unmittelbar nach dem Krieg tätig gewesenen Sportbeauftragten Benno Grandl diese Funktion für den Bereich der Stadt Rosenheim bis zum 1. Juli 1948, wie aus dem nachfolgenden Auszug aus dem "Nachrichtenblatt für den Stadt- und Landkreis Rosenheim" vom 26. Juni 1948 hervorgeht.

Der im Jahre 1979 verstorbene Sepp Schuster stellte sich im Jahre 1949 für das Amt des Vorsitzenden im BLSV-Kreis (damals Bezirk) zur Verfügung. Er war es dann auch, der sich mit Nachdruck für die Wiedergründung des 1926 ins Leben gerufenen Stadtverbandes für Leibesübungen einsetzte. Auf seine Initiative hin fand am 9. März 1950 eine Versammlung zur Wiedergründung dieses vielseitig wirkenden Sport-Gremiums statt, die daraufhin den unvergesslichen Rechtsanwalt Dr. Max Zerkiebel zum Ersten Vorsitzenden wählte.

Schwieriger Anfang im Verein

Ein beschwerlicher Anfang war es. Viele Aktive aus der Vorkriegszeit fehlten. Als erste traten unsere Faustballer wieder in Aktion. Sie schafften dabei auf Anhieb den Aufstieg bis zur "Südbayerischen". Die vordem über Bayern hinaus bekannt gewesenen MTV-Faustballturniere wurden wieder veranstaltet. Mit fünf Faustball-Mannschaften im Jahre 1948 ist der MTV auf diesem Sektor wieder führend. So schreitet die Entwicklung im Verein trotz vieler nachkriegsbedingter Schwierigkeiten kontinuierlich voran. Bereits im Jahre 1948 hat sich die Mitgliederzahl seit der Wiedergründung verdoppelt.

Sepp Wolf und Sepp Fischer bringen das Turnen in Schwung

Unter bewährten Führungskräften, voran Sepp Wolf und Sepp Fischer, wächst eine neue viel versprechende Turnerjugend heran. Zu den beiden Spitzenturner, die später in der Bayernriege zu finden sind, stoßen mit Ernst Weinmar, Bruno Ulbig sowie Erwin, Günther und Walther Koppe weitere qualifizierte Turner. Die Gebrüder Koppe wandern später in die DDR ab, wo sie dann in ihrer Spezialdisziplin "Turnen" noch eine beachtliche Rolle spielen ..

Um den turnerischen Nachwuchs aber bemühen sich Männer wie Georg Mühltaler, Philipp Schinhärl, Ernst Weinmar und später Franz Engelmeier, assistiert von den Turnschwestern Erna Wallner, Regina Wandinger, Betty Schinhärl und Gretl Rösner, um nur einige zu nennen.