Werbeschrift aus dem Jahre 1908

Männer-Turn-Verein Rosenheim

Gegründet 1885 E. V. Gegründet 1885

Eigener herrlich gelegener Waldspiel- und Sommerturnplatz mH reizendem Gebirgspanorama am Städtisch. Elektrizitätswerk. Eigene Halle und Alm mit öffentlichem Wirtschaftsbetrieb.

TURN BETRIEB : Mai-September turnen sämtliche Riegen am Sommerturnplatz und Oktober-April turnen nur die mit bezeichneten Riegen und zwar in der Vereins-Turnhalle im Saubräukeller.

Es ist Chronistenpflicht auch Negatives aufzuzeigen. Es soll deshalb nicht verschwiegen werden, daß es in diesen Jahren zu Spannungen mit dem Magistrat der Stadt Rosenheim kam. Der MTV fühlte sich ungerecht behandelt, weil dem TSV 1860 die städtische Turn­ halle zur Benützung überlassen wurde, während die Stadtoberen dies dem MTV versagt hatten. Aus heutiger Sicht muss man für die damalige Entscheidung der Stadt ein gewisses Verständnis aufbringen; denn schließlich konnten die Sechziger ältere Rechte ins Feld führen. Überhaupt war das Verhältnis zwischen den beiden Vereinen zur damaligen Zeit nicht das beste. Der TSV 1860 hatte es offensichtlich auch nicht vergessen, das ein Teil seiner Mitglieder im Jahre 1885 aus dem Verein austrat und einen neuen Turnverein gründete. Andererseits witterten die MTV'ler immer wieder eine negative Beeinflussung ihrer Vereinstätigkeit ob zu recht oder zu unrecht mag dahingestellt bleiben seitens des TSV 1860. Ein vom Magistrat der Stadt Rosenheim geplantes Volksfest brachte die bei­ den Vereine einander dann endlich näher. Im Rahmen des Volksfestes sollten der MTV und der TSV 1860 mit turnerischen Vorführungen aufwarten. Man setzte sich deshalb zu einer gemeinsamen Besprechung an einen Tisch. Das hierüber am 6. August 1909 gefertigte Protokoll hat folgenden Wortlaut:

"Nachdem Herr Josef Heliel, 1. Vorsitzender des Turnverein Rosenheim, in seiner Begrü­ßungsrede seiner Freude Ausdruck verliehen hat, über das erstmalige freundschaftliche Zusammensein der beiden, seit Jahren sich feindlich gegenüberstehenden Turnvereine, forderte er die Anwesenden zu einem kräftigen Gut Heil auf, damit die Harmonie zwischen den beiden Vereinen wieder hergestellt werde. "

Daraufhin reichte man sich die Hand und das turnerische Programm für das geplante Volksfest wurde im besten Einvernehmen festgelegt.