Für welchen Lohn eigentlich?

Zur Unterbrechung des chronologischen Ablaufs in der Erfolgsbilanz der Leistungsgruppen, nachfolgend ein Zitat aus der MTV-Information, März 1975. Die darin niedergeschriebenen Gedanken gelten auch heute noch uneingeschränkt. Sie betreffen nicht nur die Verantwortlichen und Mitarbeiter des MTV, sie haben für alle "Ehrenamtlichen" in den Vereinen Gültigkeit.

"Zugegeben: Auch wir in unserem Turnverein sind verwöhnt, wie es Bundesbürger nun mal sind. Aber die meisten nehmen es gar nicht wahr, daß sie verwöhnt sind. Mit dem Lebensstandard ist es ähnlich: Jetzt, wo sich die meisten doch etwas einschränken müssen, merken sie erst, daß es uns doch recht gut ging. Gott sei Dank mussten in unserem .Vereinsbetrieb noch keine Abstriche gemacht werden, weil sich letzten Endes immer . noch welche breitschlagen ließen, diese oder jene Aufgabe zu übernehmen.

Wer überlegt denn schon, was unser Vereins vorsitzender "am Halse hat" mit der Koordinierung der Aufgabe innerhalb des Vereins und seiner Vertretung nach außen hin? Denkt mal jemand daran, welche Mühe allein die Gestaltung des fachlichen Übungsangebotes unserem Oberturnwart (oder Turn- und Sportwart) macht? Der Kassenwart kann zwar gut im Gelde wühlen, aber erstens bleibt ihm selber davon nichts, und zweitens reicht es auch meist hinten und vorne nicht, so daß ihm unser bescheidener Reichtum höchstens Sorgen einbringt. Wie viele Mitarbeiter sind darüber hinaus bei uns tätig, von denen häufig kaum jemand die Namen kennt? Für welchen Lohn arbeiten all diese getreuen Helfer? Das wissen die Vereinsmitglieder im Grunde alle: Sie sind ehrenamtlich tätig, erhalten gar nichts und zahlen noch ihr Bier bei der Sitzung selbst. Wer allerdings in dieser ehrenamtlichen Arbeit steht und dann von den frohen und guten Erinnerungen und Erfahrungen den Arger subtrahiert, kommt meist zu der Erkenntnis, daß es sich doch gelohnt hat. Die Gewissheit, im überschaubaren Kreis einer guten Sache gedient zu haben und diesen Mitmenschen einen frohen Beitrag zur Lebensqualität gegeben zu haben, schafft innere Befriedigung. Es ist schon gut, wenn wir gelegentlich einmal daran denken, wie viele bei uns im Verein dafür sorgen, daß das Vereinsschiff auf dem rechten Kurs läuft. Um den Lohn für diese Mitarbeiter brauchen wir uns allerdings keine Gedanken zu machen. "